Zerstörtes Bauernhaus in Norddrebber (April 1945)
Seit April verfolge ich in der Tageszeitung die wöchentlichen Artikel zum Kriegsende in unserer Region. Am vergangenen Samstag beherrschte ein Bild, das ich nur allzu gut kenne, die zweite Seite der Walsroder Zeitung: Meine Mutter steht im Alter von 15 Jahren vor ihrem bis auf die Grundmauern abgebrannten Zuhause.
Die Zeitungsartikel, in denen das Vorrücken der Alliierten in unserer Region beschrieben wird, regten mich zum Nachdenken an. Wie und wo erlebten meine Eltern und Großeltern das Kriegsende?
Als britische Soldaten am 9. April 1945 das kleine Dorf Norddrebber erreichten, wurde ihr voranfahrender Panzerspähwagen mit einer Panzerfaust beschossen, woraufhin die Briten ihrerseits das Feuer eröffneten. Zwei Stunden später waren in Norddrebber fünf Wohnhäuser vollständig zerstört und acht weitere Gebäude beschädigt. Meine Mutter hatte mit meiner Großmutter im Keller des Nachbarhauses auf das Eintreffen der Briten gewartet. Das Haus, in dem sie sich befanden, fing Feuer und so eilten sie zu einem Bunker im Garten hinter ihrem Bauernhaus. Von meinem Großvater weiß ich nur, dass er als Soldat in Russland, Dänemark und Frankreich war. Wo und wie er das Kriegsende erlebte, ist mir nicht bekannt.
Für meinen damals 17-jährigen Vater endete der Krieg bereits Anfang Januar 1945 an der Westfront. Im ersten Band seiner Biographie beschreibt er detailliert seinen gefährlichen Wechsel in die amerikanische Gefangenschaft, aus die er erst 15 Monate später entlassen wurde. Seine Eltern erreichten nach zweimonatiger Flucht per Pferdetreck am 17. März 1945 Norddrebber. Kurz danach wurde mein Großvater zum Volkssturm eingezogen; meine Großmutter befand sich wahrscheinlich während der Kämpfe in Norddrebber in einem Bunker.
Rund zwanzig Jahre nach dem Krieg erblickte ich in dem von meinen Großeltern wieder aufgebauten Bauernhaus das Licht der Welt.