Blick auf Dresden
Manchmal, wenn ich in Dresden auf dem Schloßplatz stehe, stelle ich mir vor, dass August der Starke mit seiner Gräfin Cosel in einer Kutsche an mir vorbeifährt. Statt Autos und Straßenbahnen höre ich das Klappern von Hufen auf dem Kopfsteinpflaster, statt Touristen mit Fotoapparaten und Handys sehe ich Marktfrauen, Handwerker, Mägde, Stallburschen, Bürger, Adelige …
Im Panorama „Dresden im Barock“ von Yadegar Asisi betrachte ich das Treiben im Augusteischen Zeitalter vom Turm der Hofkirche aus. Zuerst lasse ich das etwa 3.000 Quadratmeter große Bild auf mich wirken und versuche mich zu orientieren. Da sind die Elbe, die Brühsche Terrasse, die Augustusstraße – allerdings ohne Fürstenzug, der kommt erst etliche Jahre später -, die Frauenkirche, die Kreuzkirche, das Schloss und der Zwinger – jedoch nicht komplett. Die Semperoper fehlt, aber da muss ich mich wohl noch rund 100 Jahre gedulden.
In einzelnen Szenen sehe ich die Gräfin Cosel, Zar Peter den Großen, Friedrich Böttger, das Rhinozeros Clara, Giacomo Casanova und Canaletto. Ich werde Zeuge, wie die Sixtinische Madonna in Dresden eintrifft, wie August der Starke in einer Kutsche über die nach ihm benannte Brücke fährt und wie Lips Tullian auf dem Schinderkarren zur Richtstätte gebracht wird. An der Elbe entdecke ich Treidler, die Schiffe stromaufwärts ziehen, und Waschfrauen, die ihre Wäsche zum Bleichen in die Sonne legen. Alle Details auf dem Panorama kann ich nicht bei einem Besuch erfassen – es sind einfach zu viele.
Ich erlebe das Augusteische Zeitalter mit Augen und Ohren, da Geräusche die Tag-Nacht-Simulation begleiten. Gerüche fehlen, aber darauf verzichte ich gern.