Vorbilder – Leitfiguren

Schmidt-Steine.JPG

 

Die Frage nach meinem Vorbild konnte ich als Kind schnell beantworten: meine Mutter. Heute fällt mir die Antwort schwerer. Weil aber auf Wunsch einer Teilnehmerin des Erzählcafés so unser nächstes Thema lautet, befasse ich mich seit einigen Tagen damit.

Ich kann nicht eine oder zwei Personen nennen, denn mein Vorbild gleicht einem Mosaik aus vielen Menschen. Von ihnen suche ich mir das heraus, was mir nachahmenswert und vorbildlich erscheint. Aber mein „Gesamtbild“ enthält auch Steinchen für Eigenschaften, die ich auf keinen Fall übernehmen möchte. Da ich mir für mein Mosaik nur sozusagen etwas herauspicke, kann ich nicht enttäuscht werden, wenn ich in anderen Punkten Negatives erfahre. Mein Vorbild muss nicht hundertprozentig perfekt sein und das ist gut so. Das Schöne an meinem Mosaik ist, es verändert sich ständig, weil ich neue Menschen kennenlerne und auch meine eigenen Werte immer wieder überdenke und überarbeite. Was ich heute für wichtig halte, ist vielleicht schon morgen irrelevant. Vorwiegend orientiere ich mich an Personen, die ich persönlich kenne, wie meinen Vater, der sich mit 81 Jahren den ersten Computer kaufte, meine Freundin, die mit Ausdauer und Entschlossenheit an der Realisierung ihres Traumes arbeitet, eine 90-Jährige, deren Augen wie die eines jungen Mädchen strahlen können, eine Kundin, die trotz dreimaliger Krebserkrankung das Lachen nicht verlernte und viele mehr – bestimmt eines Tages ein Kapitel in meiner Biographie. Menschen, die ich nur durch Medien kenne, haben es schwer Teil meines Mosaiks zu werden, aber auch von ihnen gehören einige dazu.

Anfangs war ich enttäuscht, nicht eine Person als Vorbild nennen zu können, doch dann las ich erleichtert in meinem Weihnachtsgeschenk, dass es Helmut Schmidt ähnlich ging. Er betont am Ende seines Buches „Was ich noch sagen wollte“: „Ich bin Eklektiker, ich habe mir Urteile und Anregungen von überallher geholt …“  

Vorbilder sind auf jeden Fall ein interessantes Thema und deshalb bin ich gespannt auf die nächste Runde des Erzählcafés am 3. Februar 2016.

About the author

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert