Eigentlich war es ein ganz normaler Tag in meinem Leben. Ich hatte nur noch den Absatz einer Biographie beenden wollen, doch dabei war es natürlich nicht geblieben. Nun musste ich eben ein wenig „schneller kochen“ – wie so häufig.
Einige Zeit später kamen meine Kinder von der Schule nach Hause. Meine Tochter öffnete die Küchentür. „Hallo! … Mmh, was gibt’s zu essen?“ Ihr Blick auf den Herd erübrigte meine Antwort. Ohne aufzuschauen, rührte ich hier, würzte da und stellte die übliche Mittagsfrage: „Hallo! Wie war’s in der Schule?“ – „Gut, wie immer … Kennst du Sebastian Fitzek?“ Weiterhin auf meine Töpfe konzentriert antwortete ich: „Nein.“ – „Du kennst Sebastian Fitzek nicht?“ Ihre Betonung stimmte mich nachdenklich. Sollte ich ihn kennen? War es jemand aus der Schule? Hatte sie mir von ihm erzählt und ich hatte es vergessen? „Nein. Sollte ich?“ – „Das ist ein Krimiautor.“ Okay, keiner aus der Schule – mein Gedächtnis funktionierte noch. „Kenne ich nicht.“ Nun wanderte mein Blick von den Töpfen zu ihr. „Das ist der erfolgreichste deutsche Schriftsteller zurzeit, international bekannt“, erklärte sie mir. „Ich habe schon lange keine Krimis mehr gelesen“, lautete mein Rettungsversuch, denn ich sah, wie der Meine-Mutter-weiß-alles-über-Bücher-Blick aus ihren Augen verschwand. Hoffnungslos. Ich erfuhr, welche Lehrer ihn gut fanden, welche Eltern Bücher von ihm hatten und dass er in die Schule nach Schwarmstedt kommen würde. Schweigend trauerte ich ihrem Blick nach, der mich an früher erinnerte, an den vertrauensvollen Meine-Mutter/mein-Vater-weiß/kann-alles-Blick aus Kindertagen. Trotzig blieb ich skeptisch, ein Bestsellerautor kommt nicht nach Schwarmstedt! Sofort nach dem Essen googelte ich – zahlreiche Bestseller, es stimmte. Zwei Tage später hatte ich die Gelegenheit in einer großen Buchhandlung zu stöbern. Schnell fand ich gut platziert Bücher von ihm und entschied mich für den „Passagier 23“. Wiederum nach zwei Tagen zeigte ich meiner Tochter das Buch. „Ich habe es fast durch. Es ist gut, spannend …“ Ein amüsiertes Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel, als sie mich fragte: „Soll ich es für dich am Mittwoch signieren lassen?“
Danke, Sebastian Fitzek, fürs Signieren, für Ihren Vortrag in der Schule und vor allem für den Meine-Mutter-weiß-alles-über-Bücher-Blick. Nicht, dass ich alles über Bücher weiß, aber der Blick tat gut.